Es war einmal ein Soldat. Er fürchtete sich vor nichts. Nach seiner Dienstzeit hatte er keine Arbeit mehr, also zog er in der Welt umher und bat um etwas zu essen. Auf dem Rücken trug er einen alten Regenmantel. An den Füßen hatte er seine festen Stiefel aus Büffelleder. Diese Stiefel hielten schon sehr, sehr lange.
Eines Tages ging er über eine Hochebene und dann einen steinigen Pfad hinab. Er wusste nicht, wo er war. Auf einem großen Felsen saß ein Mann im grünen Jägerrock. Der Soldat schüttelte ihm die Hand, setzte sich neben ihn und streckte die Beine aus.

„Du hast schön saubere Stiefel“, sagte der Soldat. „Aber würdest du so marschieren wie ich, wären sie bald hinüber. Sieh dir meine an. Die sind aus Büffelleder. Mit denen komme ich durch Geröll und Schnee.“ Dann stand er auf: „Ich habe Hunger. Bruder Blankschuh, wohin führt dieser Steig?“
„Ich weiß es nicht“, sagte der Jäger. „In diesem Nebel habe ich mich verirrt.“
„Dann gehen wir zusammen“, schlug der Soldat vor. „Zu zweit ist es besser.“
Sie gingen und gingen, bis es dunkel wurde. In der Ferne leuchtete ein Fenster eines alten steinernen Wirtshauses auf.
„Versuchen wir es dort“, sagte der Soldat. „Vielleicht bekommen wir etwas zu essen.“
Sie klopften. Eine alte Frau öffnete ihnen.
„Wir bitten um ein Nachtlager und ein wenig zu essen“, sagte der Soldat. „Mein Bauch ist so leer wie ein alter Rucksack.“
Die Frau flüsterte: „Ihr könnt hier nicht bleiben. Das Haus gehört Räubern. Wenn sie euch hier finden, gibt es Ärger.“
„Hunger ist schlimmer“, sagte der Soldat ruhig und trat ein. Er nahm den Jäger am Ärmel: „Komm mit mir.“
„Versteckt euch hinter dem Ofen“, riet die Frau. „Wenn etwas übrig bleibt, gebe ich es euch heimlich.“
Nach einer Weile stürmten zwölf Räuber herein. Sie setzten sich an den Tisch und verlangten Essen. Die Frau brachte große Schüsseln mit Braten. Der Duft war so stark, dass der Soldat flüsterte: „Ich halte das nicht aus. Ich setze mich dazu.“
„Tu das nicht“, zischte der Jäger. Doch der Soldat hustete laut.
Die Räuber sprangen auf und fanden beide hinter dem Ofen. „Aha! Zwei Landstreicher! Seid ihr Spione?“ schrien sie.
„Seid nicht böse“, sagte der Soldat ruhig. „Wir sind nur hungrig. Gebt mir zu essen, und dann könnt ihr mit mir machen, was ihr wollt.“
Der Hauptmann grinste: „Du hast keine Angst. Gut. Du bekommst zu essen – und dann zahlst du.“
„Wir werden sehen“, sagte der Soldat, setzte sich und machte sich über den Braten her. Die Räuber starrten ihn mit offenem Mund an.
Als er fertig war, sagte er: „Und jetzt etwas zu trinken.“ Die Frau brachte den besten Wein. Der Soldat hob die Flasche über den Tisch und rief:
„Auf euer Wohl – aber hebt die Hände und macht den Mund auf!“
In diesem Augenblick erstarrten alle. Sie standen wie Statuen, die Hände oben, die Münder weit geöffnet.
Der Jäger flüsterte: „Du kannst zaubern! Lass uns verschwinden.“
„Noch nicht“, lächelte der Soldat. „Erst nehmen wir die Beute und rufen Hilfe.“ Am Morgen ging er in die Stadt hinab und holte seine alten Kameraden, die Soldaten. Sie kehrten zum Wirtshaus zurück, die Räuber wurden wieder lebendig, sofort gefesselt und ins Gefängnis gebracht.
In der Stadt jubelten die Leute: „Der König ist zurück!“
„Wo ist der König?“ wunderte sich der Soldat.
Der Jäger öffnete seinen grünen Rock. Darunter trug er königliche Kleider. „Ich bin der König“, sagte er.
Der Soldat kniete nieder: „Verzeiht, dass ich so frei mit Euch gesprochen habe.“
Der König hob ihn hoch: „Nein, du warst tapfer. Ich werde dafür sorgen, dass es dir von nun an gut geht.“